Lokale Netzwerke zur Qualifizierung für Inklusion in Kindertageseinrichtungen IQUAnet

Die Umsetzung des Bildungsanspruchs für alle Kinder und die damit verbundenen Fragen von Umgang mit Vielfalt und Unterschiedlichkeit bzw. verschiedenen Ungleichheiten wird mit dem Begriff und Konzept der Inklusion gefasst. Bundesweite und europäische fachliche Standards erfordern für die Kindertageseinrichtungen neue Sicht- und Herangehensweisen, veränderte Organisationsformen und eine konsequente Qualifizierung des Personals.

Seit 2001 hat das Projekt IQUA in Reutlingen und in Baden-Württemberg Erfahrungen mit Qualifizierungskursen für InklusionsassistentInnen und Fortbildungen für ErzieherInnen im Rahmen des Orientierungsplans gesammelt. Sie sollen in dem geplanten Projekt nutzbar gemacht werden.

 

Ziele und Aufgaben des Projektes IQUAnet

Unter dem Leitziel: „Ein Kindergarten für alle“ soll der Anspruch auf Inklusion in Kindergarten und Gemeinde an ausgewählten Standorten konsequent umgesetzt werden. Diese Zielsetzung bekommt durch die Ratifizierung der UN Konvention für Menschen mit Behinderung eine Stärkung. Dabei sollen neben Kindern mit Behinderungen alle Kinder (Alter 0-6) einbezogen sein, die durch schwierige soziale und oder kulturelle Bedingungen in ihrer Entwicklung und Teilhabe beeinträchtigt sind.

IQUAnet verfolgt dieses Ziel durch:

  • die Unterstützung der Inklusion von einzelnen Kindern (auch mit hohem Assistenzbedarf) und ihren Eltern
  • die Beratung und Qualifizierung von ErzieherInnen, Eltern, LeiterInnen,Einrichtungen und Schlüsselpersonen im Gemeinwesen
  • die Aktivierung von Möglichkeitsräumen im Sozialraum und in der Kommune
  • die Ausgestaltung der Kooperation zwischen den Einrichtungen und den zuständigen Fachdiensten / Vereinen / Initiativen
  • die nachhaltige Weiterentwicklung der lokalen / regionalen Strukturen im Sinne der Kommunalisierung von Unterstützungs -und Hilfsangeboten.

Die sich daraus ergebenden Aufgaben sollen in lokalen Netzwerken für Inklusion mit Unterstützung des IQUA –Teams durchgeführt werden.

Lokale Netzwerke für Inklusion

werden an zwei Standorten entwickelt, an denen von Seiten der Beteiligten Interesse an einer inklusiven Ausrichtung der Kindertagesstätten in einem Stadtteil besteht und (Kooperations-)Strukturen vorhanden sind. Die Auswahl des Stadtgebiets bzw. der Einrichtung(en) erfolgt in Absprache mit allen Beteiligten. Das Netzwerk bildet sich jeweils um eine oder mehrere Kindertageseinrichtungen in einem ausgewählten Stadtteil.

Die Stadt Reutlingen, die sich mit ihrer „Reutlinger Erklärung“ für die Inklusion in allen Kindergärten ausgesprochen hat, hat eine grundsätzliche Bereitschaft zur Beteiligung erklärt. Im Stadtteil Voller Brunnen / Römerschanze wird das Projekt in einer städt. Kindertagesstätte und einer ev. Kindertagesstätte beginnen. Der zweite Standort ist Ludwigsburg. Auch hier ist eine grundsätzliche Mitwirkung der Stadt Ludwigsburg gegeben. Start des Projekts ist die Ev. Kindertageseinrichtung im Stadtteil Ost.

Eine vor Ort beauftragte Person/Stelle, die in der Verwaltung lokal verankert ist, unterstützt - in Zusammenarbeit mit dem Projektteam - die Koordination der verschiedenen Aktivitäten. Die Unterstützung inklusiver Prozesse orientiert sich dabei auch an der örtlichen Bedarfsplanung (vgl. Änderung des Kindertagesbetreuungsgesetzes 2009).

 

Der „Lokale Beirat“

setzt sich aus VertreterInnen der Einrichtungen, der Träger, der zuständigen Fachdienste, der Verwaltung und der (organisierten) Eltern zusammen. Sie begleitet die Umsetzung der Qualifizierungskonzepte, setzt sich für die strukturelle Weiterentwicklung und sorgt für eine positive Akzeptanz in der Öffentlichkeit vor Ort.

Das IQUAnet – Projektteam/Projektleitung

ist zuständig für die Projektsteuerung und setzt sich zusammen aus der Projektleitung, der Mitarbeiterin für Koordination und Beratung, der wissenschaftlichen Begleitung und ReferentInnen. Es übernimmt die Umsetzung und Weiterentwicklung der konzeptionellen Grundlagen und die laufende Evaluation der Erfahrungen und Ergebnisse.

Das Team entwickelt die curricularen Grundlagen der Qualifizierungsangebote, die auch in modularisierter Form regional und zentral landesweit flexibel genutzt werden können. In Verbindung mit dem KVJS und den lokalen Stellen erarbeitet es Perspektiven für eine Strukturentwicklung auf der Basis der „Gemeinsame(n) Eckpunkte der kommunalen Verbände“ (2006), die vor Ort eingeleitet und erprobt werden sollen. Dabei werden auch die Formen der Kooperation mit den sonderpädagogischen Einrichtungen und der Frühförderung berücksichtigt.

Das Team übernimmt zusammen mit der vor Ort für Inklusion beauftragten Person die Planung und Durchführung der Qualifizierungsprogramme, die Beratung der Mitarbeiterinnen, die Kooperation mit entsprechenden Fachdiensten, den Ämtern und den beteiligten Eltern.

Dabei bietet die sozialräumliche Orientierung entscheidende Voraussetzungen für die Umsetzung des inklusiven Anspruchs in der Gemeinde.

Die Projektleitung begleitet die strukturellen Entwicklungen und unterstützt die Neuordnung der Angebotsstruktur auf der Basis der kommunalen Bedarfsplanung. Sie fördert die Kooperation zwischen den beiden Standorten und nützt die über Jahre aufgebauten Kontakte, um Inklusion und Teilhabe als Menschenrecht auf Landesebene zu unterstützen und voranzubringen.

 

Die Qualifizierungsangebote

beziehen sich schwerpunktmäßig auf die Beratung und Qualifizierung von Teams und Einrichtungen im Stadtgebiet. Die modellhafte Erprobung des europaweit verbreiteten „Index für Inklusion“ (vgl. Ainscow /Booth) stellt als „Inhousetraining“ einen möglichen Schwerpunkt der Aktivitäten dar. Der „Index für Inklusion“ bietet ein breites Spektrum von Herangehensweisen zur konkreten Unterstützung inklusiver Prozesse in Kindertageseinrichtungen und Gemeinde.

Modularisierte Qualifizierungsangebote im Kontext des Orientierungsplans bieten auch in Zukunft ein Spektrum an Fortbildungsmöglichkeiten für ErzieherInnen und Leitungspersonen vor Ort. Sie werden in Abstimmung mit den Projektaktivitäten, der vorhandenen Angebotsstruktur und möglichen landesweiten Angeboten genutzt.

Landesweite Vernetzung

Die Kooperation der beiden lokalen Netzwerke erfolgt durch einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch.

Gemeinsame Tagungen fördern die Verbreitung der Projektidee.

Der „Landesweite Beirat“ (derzeit laufen die Anfragen) setzt sich u.a. zusammen aus VertreterInnen des KVJS, des Kultusministeriums, der kommunalen Spitzenverbände, der Frühförderung, der Elternverbände, der Fachverbände, der beteiligten Kommunen/ Kindergartenträger. Er unterstützt die Projektentwicklung und vertritt die inhaltlichen Positionen und Interessen des Projekts im sozial- und bildungspolitischen Kontext und in der (Fach-)Öffentlichkeit auf Landesebene.

 

Studienfahrten / (Trans-) nationaler Erfahrungsaustausch

Der seit Jahren bewährte Erfahrungsaustausch mit Berliner Kindertageseinrichtungen soll fortgeführt werden. Mögliche Studienfahrten in andere europäische Länder und internationale Tagungen könnten gegebenenfalls über EU-Programme (z.B. Comenius) finanziert werden.

 

Begleitende Forschung / Evaluation

Die wissenschaftliche Begleitung hat im Sinne von Praxisentwicklungsforschung die Aufgaben, die konzeptionellen Vorstellungen weiterzuentwickeln und die Prozesse auf den unterschiedlichen Ebenen zu begleiten und zu evaluieren.

 

Personalbedarf / Finanzierung

Der Personalplan umfasst folgende Stellen: Koordinatorin(0,5), wissenschaftliche Begleitung(0,30) und Verwaltung, Projektleitung, ReferentInnen, lokale Beauftragung (jeweils auf Honorarbasis).

Die Finanzierung setzt sich zusammen aus Zuschüssen der Paul-Lechler-Stiftung, der Heidehof- Stiftung und des KVJS.

 

Zeitliche Planung

Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren. Projektbeginn ist der 1.6.09. Die konkrete Arbeit im Feld beginnt zum 01.09.09.